EM 2024: Oliver Bierhoff: „Im Land selbst ist eine andere Stimmung als bei der WM 2006“ - WELT (2024)

EM Oliver Bierhoff

| Lesedauer: 4 Minuten

Von Lars Gartenschläger

Redakteur

Gute-Laune-Botschafter sorgen für großartige Stimmung bei den Fans

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Vier Turniere als Spieler, zehn als Verantwortlicher beim Verband: Der ehemalige DFB-Direktor ist bei dieser EM erstmals seit Jahren nur noch Beobachter. Von der deutschen Elf ist er angetan, jedoch warnt der frühere Stürmer auch vor verfrühter Euphorie. Wir sprachen mit ihm.

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Sie ließen es ruhig angehen. Wer von den deutschen Nationalspielern wollte, konnte am Dienstag ein Athletiktraining absolvieren. Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte der Mannschaft nach dem 1:1 (0:1) gegen die Schweiz in erster Linie Erholung verordnet – mit ihren Freundinnen, Frauen oder Kindern, die erstmals seit Turnierbeginn am 14. Juni zwei Nächte im Teamcamp bleiben durften.

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Erst am Dienstagnachmittag mussten die Familien abreisen. Denn nun gilt der Fokus einzig und allein dem Achtelfinale am Samstagabend in Dortmund (21 Uhr/ZDF und MagentaTV). Den möglichen Gegner schauten sich Spieler, Trainer und Betreuer in einer Konferenzschaltung auf einer großen Leinwand an, auf der die Spiele aus der Gruppe C zwischen England und Slowenien sowie Dänemark und Serbien gezeigt wurden.

Abläufe wie diese sind Oliver Bierhoff noch bekannt. Jahrelang war er enger Begleiter der A-Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). 2004 hatte er als Teammanager begonnen, ehe er zum DFB-Direktor aufstieg. Der WM-Titel 2014 ist eng mit ihm verbunden. Unter Bierhoff avancierte die Eliteauswahl auch zu einer Marketing-Maschine.

„Die Mannschaft hat eine gute Energie“, sagt Bierhoff

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Aber mit den anhaltenden Misserfolgen – Vorrunden-Aus bei der WM 2018 und 2022 sowie Achtelfinal-Aus bei der EM 2021 – verlor Bierhoff zunehmend an Rückhalt. Nach dem WM-Debakel von Katar vor zwei Jahren musste er nach 18 Jahren schließlich gehen.

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Nun, da die EM läuft, ist Bierhoff erstmals seit langer Zeit in der Beobachterrolle. Beim Spiel gegen die Schweiz saß er im Stadion. „Ich finde, dass die Mannschaft eine gute Energie hat. Durch so ein spätes Tor, wie das gegen die Schweiz, geht ein Ruck durch eine Mannschaft. Da ist dann noch mehr Überzeugung da“, sagte Bierhoff im Gespräch mit WELT: „Aber ob es von der Qualität her wirklich reicht, wird sich zeigen. Gegen die Schweiz hat man Ende auch gesehen, wie sehr wir ins Schwimmen geraten können.“

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Oliver Bierhoff, 56 Jahre alt, spricht aus Erfahrung. Vier Turniere erlebte er mit Deutschland als Spieler, zehn in verantwortlicher Position. Er habe sich nicht nur für Niclas Füllkrüg, den Torschützen des späten Ausgleichstreffers gegen die Schweiz gefreut, sondern auch für die ganze Mannschaft.

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„Ich glaube, so ein spätes Tor stärkt innerhalb des Teams den Glauben daran, dass es ein gutes Turnier werden kann – und es zeigt dir zudem, dass du in der Lage bist, ein Spiel zu drehen. Der Moment war gut für die Moral. Doch wir dürfen ihn auch nicht überbewerten“, sagte Bierhoff – und erinnerte im Gespräch mit WELT an die WM 2018 in Russland. „Als wir in der Vorrunde im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden in der Nachspielzeit das Siegtor gemacht haben, haben auch viele gedacht, dass das jetzt vielleicht der entscheidende Moment für das Turnier gewesen sein könnte. Doch wir sind dann bekanntlich ausgeschieden. Jedes Spiel ist ein neues Spiel, das von vorn beginnt – und jeder Spieler weiß ab jetzt, dass ein K.o.-Spiel ein K.o.-Spiel ist, indem das, was du vorher Gutes geleistet hast, nichts mehr wert ist.“

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Bierhoff, der in 70 Länderspielen 37 Treffer für die DFB-Auswahl erzielte, lobte Füllkrug für dessen Strahlkraft auf dem Platz. „Er war präsent in dem Moment, in dem er präsent sein musste. Das kann man nur, wenn man die innere Ruhe hat – und teils so entspannt ist, wie er es ist. Niclas schafft es, Spieler auf sich zu ziehen, gerade dann, wenn der Gegner tief steht. Er ist damit eine große Hilfe für eine Mannschaft, zumal er in der Nationalmannschaft ja gerade viele gute Momente hat.“

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Endlich wieder dieses Gefühl

Füllkrug und seine Mitspieler hätten es geschafft, für Begeisterung in den Stadien und auf den Fanmeilen zu sorgen. Die Menschen würden sich über die Mannschaft freuen, sie gern unterstützen und an sie glauben, so Bierhoff. „Ich denke, das liegt daran, dass sie spüren, dass die Mannschaft ein Ziel hat und sehr geschlossen wirkt. Das ist neben der Qualität jedes einzelnen Spielers ein entscheidender Faktor in einem Turnier“, sagte der Ex-Stürmer, der im vergangenen Jahr die Finvia Sports GmbH gegründet hat: „Aber im Land selbst ist eine andere Stimmung als bei der WM 2006. Das spürt man schon.“

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Bierhoff erlebte in seiner Amtszeit drei Bundestrainer: Jürgen Klinsmann (2004 bis 2006), Joachim Löw (2006 bis 2021) und Hansi Flick (2021 bis 2023). Und was sagt er aktuell zu Julian Nagelsmann? „Ich sehe ihn wie immer: er wirkt sehr engagiert und motiviert. Doch die wirklich heißen Spiele kommen erst jetzt, dann wird sein Puls noch einmal steigen. Wie groß der Druck ist, den man als Trainer bei einem Turnier verspürt, konnte man beim Ausgleich gegen die Schweiz sehen. Die Erleichterung war quasi greifbar.“

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